Gegenstände aus dem Krankenhaus liegen auf einem silbernen Wagen.
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In Deutschlands Kliniken sind immer mehr Einmal-Artikel im Umlauf, die für viel Müll sorgen

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Warum Krankenhäuser Müllschleudern sind – und wie es anders geht

Deutschlands Krankenhäuser verursachen jährlich rund 4,6 Millionen Tonnen Abfall. In vielen Bereichen werden fast nur Einwegartikel verwendet. Ein Pilotprojekt am Uniklinikum Würzburg hilft, Klinikmüll zu vermeiden. Doch das ist teuer.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Endoskopie gehört zu den Abteilungen in Krankenhäusern, die besonders viel Müll produziert. Schläuche, Spritzen und Schutzkittel für Magen- und Darmspiegelungen sind Einmalartikel, erklärt Prof. Alexander Meining. Allein seine Abteilung produziert täglich rund 70 Kilogramm Abfälle. Zuviel, meint der Gastroenterologe. Er sucht mit seinem Team seit einem Jahr intensiv nach Möglichkeiten die Müllberge abzubauen.

Klinikmüll werde kaum kritisch hinterfragt

In einem Pilotprojekt versucht die Abteilung nun, die Abfälle zu reduzieren. Besonders aufwändige Verpackungen werden beim Einkauf vermieden, Einmalartikel möglichst achtsam verwendet und der Müll sortiert. Zudem wird hinterfragt, ob die Untersuchung in jedem Fall sinnvoll ist. "Allesamt Dinge die selbstverständlich sein sollten, jedoch im Krankenhausalltag oft untergehen" - meint Prof. Meining. Allein durch diese Schritte habe die Abteilung schon 16 Prozent der Abfälle eingespart.

Klinikmüll werde kaum kritisch hinterfragt. Stattdessen seien immer mehr Einwegartikel im Umlauf, wie "Wegwerf-Endoskope". Damit kann das Innere von Organismen nur einmal untersucht werden. Am Universitätsklinikum Würzburg werden die Endoskope in speziellen Waschmaschinen gereinigt und wiederverwendet werden.

Weniger Produkte aus Asien importieren

Prof. Meining verwendet mit seinem Team insgesamt rund 350 verschiedene Artikel. Wissenschaftlich wurde jeder im Hinblick auf Herstellung und Transportwege beleuchtet. Der Großteil stamme aus Asien und verursache durch den Transport große Mengen an CO2. Inzwischen habe die Endoskopie am Uniklinikum Würzburg bei 124 Produkten den Hersteller gewechselt. Statt etwa aus Fernost kommen manche Produkte jetzt aus Europa, in einem Fall sogar aus Mittelfranken.

Klimaschutz kostet

Die Entsorgung von Klinikmüll ist teuer, die Vermeidung jedoch ebenso. Der Wechsel zu heimischen Anbietern verursacht Mehrkosten – rund 5.000 Euro monatlich in der Abteilung von Prof. Alexander Meining. Hochgerechnet auf ein Klinikum würden sich die Ausgaben auf über 100.000 Euro monatlich summieren. Hohe Summen, angesichts der Sparzwänge in vielen Krankenhäusern.

Förderung der Mehrkosten?

Prof. Alexander Meining sucht mit seinem Team nach weiteren Wegen Müll zu reduzieren und will auch andere Abteilungen und Krankenhäuser dazu bewegen. Würden alle Kliniken in Deutschland mitmachen, könnten über 700.000 Tonnen Müll jährlich eingespart werden. Das Pilotprojekt stößt auf großes Interesse. Meining bekommt viele Anfragen und wurde zu Tagungen eingeladen. Jedoch erhoffen sich die Klinikbetreiber auch politische Unterstützung, um die Mehrkosten zu schultern.

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In Deutschlands Krankenhäusern fällt viel Müll an. Ein Uni-Pilotprojekt will nun helfen, Müllberge zu vermeiden

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