Nachhaltige ETFs: Wie grün sind sie wirklich?
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Nachhaltige ETFs: Wie grün sind sie wirklich?

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Nachhaltige ETFs: Wie grün sind sie wirklich?

ETFs gelten als eine einfach zu verstehende Geldanlage und als kostengünstig. Immer häufiger werden die Indexfonds mittlerweile als grüne Variante angeboten. Doch sind die nachhaltigen ETFs auch wirklich so nachhaltig, wie sie beworben werden?

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft kompakt am .

Sie liegt mit einem senffarbenen Wollpullover im hohen Gras, einen hechelnden Hund im Arm und – sie lacht. Der Grund zur Freude liegt wohl dran, dass die Dame auf dem Bild einen nachhaltigen ETF im Depot liegen hat. Denn genau dafür wird auf dieser Seite geworben.

Ohnehin unterscheiden sich die Werbebilder für nachhaltige Finanzprodukte wenig: neben glücklichen Menschen in der freien Natur wird gerne mit Bildern von Sonnenblumen, Bienen, Vögeln und Schmetterlingen geworben. Die Aussage ist klar: Tue Gutes für Dich und die Umwelt und lege Dein Geld in einem nachhaltigen ETF an. Das ist einfach, günstig und grün. Aber ist das auch immer so?

Was ist ein nachhaltiger ETF?

Die Grundidee der Exchange Traded Funds, kurz ETFs, ist einfach: Kein Fondsmanager bekommt die Aufgabe, einzelne Aktien für einen Fonds auszuwählen, stattdessen wird ein Index nachgebaut. Beispielsweise der Deutsche Aktienindex DAX. Damit können die ETFs zwar keine bessere Rendite als der Markt erwirtschaften, aber auch eben fast keine schlechtere. Vorteil: Die Gebühren fallen deutlich niedriger aus als bei einem verwalteten Fonds.

Nachhaltige ETFs bilden nachhaltige ausgerichtete Aktienindizes nach. Aber: Wann eigentlich gilt ein ETF als nachhaltig? Das ist eine gute Frage, meint Karin Baur, Redakteurin bei Finanztest: "Für nachhaltig gibt es keine einheitliche Definition." Da kann Anke Behn, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Bremen, nur zustimmen: "Jeder Anbieter mit nachhaltigen Fonds kann mit unterschiedlichen Anforderungen arbeiten. Daher dürfen auch Produkte als nachhaltig bezeichnet werden, die nur geringe Anforderungen erfüllen."

Erst informieren, dann anlegen

Die Verbraucherschützer empfehlen, dass Anleger und Anlegerinnen erst einmal für sich selbst klären sollen, was sie unter Nachhaltigkeit verstehen. Möchte ich beispielsweise die Automobilhersteller bei meiner Geldanlage ausschließen oder ist es ok für mich, sie dabei zu haben, wenn sie beim Umweltschutz besser abschneiden als die Konkurrenz? Wie wichtig sind mir die Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen? Was ist mit Glücksspiel, Alkohol oder Tabak?

Hat man diese Fragen für sich entschieden, muss man prüfen, ob das ausgewählte oder empfohlene Produkt diese Anforderungen erfüllt. Verbraucherschützerin Behn nennt als hilfreiche Informationsquellen die Datenbank Faire Fonds oder die Tests von Finanztest.

Nachhaltiger ETF oder nachhaltig gemanagter Fonds?

Oft wird die Frage gestellt, welches Produkt die strengeren Vorgaben stellt: ein nachhaltiger ETF oder ein nachhaltig gemanagter Fonds. Hier sind sich die Experten weitgehend einig: Bei einem gemanagten Nachhaltigkeitsfonds können sich die Verantwortlichen gezielt Unternehmen heraussuchen, die den ethischen, moralischen und sozialen Kriterien der Anleger entsprechen. Ein ETF hingegen bildet nur einen Index ab, dafür hat er allerdings die geringeren Kosten.

Dieser Artikel ist erstmals am 30. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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